Zum Internationalen Frauentag





 In die F24 drängten sich am Sonntagmorgen weit über 70  Interessierte, um dem Bildervortrag von Ursula Mindermann und dem persönlichen Rückblick nach Gaza von Nuha Forst zu folgen. Mit dem palästinensischen Finger Food wurden die Teilnehmenden auf andere Art in den Bann gezogen. Tahani Ahmad hatte diesen Teil übernommen. 

Die Vizepräsidentin der Deutsch Palästinensischen Gesellschaft Ursula Mindermann zeigte eigene, beeindruckende Fotos aus verschiedenen Lebensperspektiven in Palästina/Israel, die sie einfühlsam kommentiert, von ihren zahlreichen Besuchen und in Kontakten vor Ort mitgebracht hatte. Das eingeschränkte Leben an der, von Israel errichteten 9m hohen Mauer, um die immer kleineren Gebiete des ursprünglichen Palästinas, zeigten die Fotos bedrückend. Das Leben wird unmenschlich auch durch die vielen Checkpoints und der erlaubten/verbotenen Straßennutzung nach den Autokennzeichen (Israelisch oder Palästinensisch) beeinträchtigt. Als positiv kann jedoch nur die Graffiti-Kunst an der Mauer betrachtet werden. 




Die schwierige politische Situation in Israel, natürlich auch vor dem 7.10.2023 (Angriff der Hamas) und im Anschluss daran (Vernichtungskrieg durch die Israelische Regierung), sowie die Ignoranz Israels gegenüber der Internationalen Rechtsprechung (Haftbefehle gegen Netanyahu, Gallant, verbotener Siedlerkolonialismus) wurde kritisch angesprochen. 

Besonders die Lebenssituation der Frauen, die bei 57% der Hochschulabschlüsse als sehr gebildet gelten, stand jedoch im Mittelpunkt. Die Zahl der Analphabetikerinnen in Palästina liegt bei 4,1% (Männer bei 1,2%), im Gegensatz zu Deutschland, wo die Zahl der funktionellen Analphabeten bereits bei 20% angekommen ist. 

Die unterschiedlichen Rechtsauslegungen für Männer und Frauen, die Aussage eines Mannes zählt gegenüber der Aussage von einer Frau doppelt, wurde erläutert. 
Ehen werden auch heute noch gern arrangiert, wobei die Mütter untereinander nach geeigneten Partnerschaften für ihre Kinder suchen, sodass die großen Familien sich gut miteinander verstehen mögen. Mütter mit Söhnen erfahren noch eine höhere Wertschätzung innerhalb dieser Gesellschaft. Ein Wandel findet auch hier eher in städtischen Bereichen statt. 
Die besondere Situation von schwangeren Frauen wurde an den Checkpoints offensichtlich, da beim Anstehen, Warten nicht selten Babies in der Öffentlichkeit geboren werden müssen. Die Frühgeborenenrate und Säuglingssterblichkeit steigt mit der Mangelversorgung und den schlechten hygienischen Bedingungen. Für uns unvorstellbar!

Mindermann stellte starke Frauen vor, die aufgrund ihrer Widerständigkeit in diesem besetzten Land mit ungerechtfertigter Polizeigewalt, willkürlichen, sich wiederholenden Gefängnisaufenthalten (Administrationshaft) konfrontiert oder gezielten Tötungen ausgeliefert waren. Die geteilte Rechtsprechung in Israel/Palästina lässt das zu, völkerrechtlich ist das nicht zu rechtfertigen. 

Nuha Forst stellte sich als "Kind der Nakba" vor und beschrieb die Besonderheiten ihres Familienlebens in Gaza nach 1948. Teilweise zu Tränen zutiefst berührt, beschrieb sie ihre Erinnerungen. Zum Beispiel verhinderte ihre Mutter mit ihren 7 Kindern erfolgreich, dass die israelische Polizei den erkrankten Vater der Kinder willkürlich aus dem Haus zerrte. 
Fünf ihrer Geschwister durften 1967 nach einem Auslandsaufenthalt/ihrem Studium nicht mehr nach Gaza zurückkehren. Wer zurückkehren durfte, unterlag dem Prozedere zur Erteilung von Ausreisegenehmigungen, die von Seiten der Verwaltung mit willkürlichen Schikanen belegt war. 

Aufgrund des großen Interesses behalten sich die Organisatorinnen vor, dieses Thema aktualisiert, im Laufe des Jahres erneut anzubieten. Was die Menschen in Gaza und auf den Golanhöhen, den verbliebenen palästinensischen Gebieten neben Wasser und Nahrung dringend benötigen, ist eine solidarische Unterstützung aus dem Ausland. 

Eine Zweistaatenlösung erscheint schwierig. Eine Lösung, die nicht in Vertreibung der Palästinenser*innen und Völkermord gipfelt, gilt es zu finden. 


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